Judo

Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei – Ergebnisse der Nordrheinmeisterschaften U13 in Swisttal

7. Juni 2023

Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei – Ergebnisse der Nordrheinmeisterschaften U13 in Swisttal

Am Sonntag, dem 4. Juni 2023, fanden in der Dreifachsporthalle, Höhenring 101, in 53913 Swisttal-Heimerzheim die diesjährigen Nordrheinmeisterschaften der U13 männlich und weiblich statt. Ausrichter war der Judo Club Swisttal e.V., gekämpft wurde auf drei Matten nach versetzten Waagezeiten, je Geschlecht mit zwei verschiedenen Zeiten, die sehr genau eingehalten wurden.

Ansonsten war eine ganz ungewöhnliche Atmosphäre in der Halle, denn es gab keine Aufrufe der Kämpfer. Die bevorstehenden Paarungen wurden je Matte mit Zetteln auf Magnettafeln angezeigt, dafür aber auch meistens drei Kämpfe auf einmal im vorausschauenden Überblick. Dennoch fehlte irgendwie was. Und auch die Haltegriffzeiten wurden mit Holzschildern angezeigt (0-9 oder 10-19) und auch dafür keine Ansagen vom Listenführertisch gemacht. Eine öffentlich einsehbare Zeitnahme für die Kampfzeit und die laufenden Haltegriffe hätten sicherlich noch etwas mehr für Transparenz sorgen können.

Positiv anzumerken ist die Bemühung, die Akteure in der unmittelbaren Vorbereitung und ihre Betreuer von den übrigen Personen in der Halle durch den abgetrennten Bereich zu separieren, um dort Ruhe vor dem Kampf zu haben, doch scheiterte es leider an der Umsetzung. Der Hauptkampfrichter hat vor der Begrüßung die Betreuer zusammengerufen und einige Dinge erzählt, so u.a. auch, dass eben nur max. vier Kämpfer und vier Betreuer in der abgetrennten Zone sein sollen. Das wäre aber auch für die Wettkämpfer und deren Eltern interessant gewesen und so verpuffte der gute Ansatz, zumal es diese Ansage auch nur vor der ersten der vier über den Tag verteilten Waagezeiten gab. Schade. Leider gab es für die vierte Waagezeit, die Mädels ab 44 kg aufwärts, auch keine Matte mehr zum Aufwärmen, auch das hätte man etwas eleganter lösen sollen.

Ansonsten war die Orga gut. Das angesagte Ziel war 15h und wurde nur um knapp 15 Minuten gerissen. Das lag sicherlich auch an der straffen Durchführung, wie schon geschrieben der eng umfassten Waagezeiten, 20 min jeweils für jede der vier Gruppen, danach war die Waage wieder zu. Leider war nur eine Kampfrichterin anwesend, das machte das Wiegen für die Mädels nicht einfacher. Aber es waren ja auch nur routinierte Judoka bei der Veranstaltung, die sich alleine auf dem Weg nach Swisttal über mehrere Ebenen erfolgreich qualifiziert hatten.

Die Coachingregeln wurde sehr genau genommen und einige Betreuer mussten sich wegen regelwidrigem Coaching ermahnen lassen (so darf der Betreuer z.B. nur Tipps und Anweisungen geben, wenn der Kampf gerade unterbrochen ist, zudem dürfen Entscheidungen des KR-Teams nicht kritisiert und keine Strafen oder (andere) Bewertungen gefordert oder kommentiert werden). Das war dann aber auch so ziemlich das einzige an lauten Geräuschen in der Halle, von einem ständigen Grundrauschen mal abgesehen.

Sehr gut aufgestellt war auch das Team der Sanitäter, die zu fünft in der Halle waren und einen Rettungswagen vor dem Seiteneingang geparkt hatten, aber sie hatten sehr wenig zu tun und auch der Rettungswagen musste zum Glück nicht zum Einsatz kommen.

Für den VfR Büttgen waren zwei der vier qualifizierten Judoka am Start. Annabell M., die ja bereits auf den Bezirksmeisterschaften nach ihrer erfolgreichen Qualifikation terminbedingt absagen musste, hatte sich noch zusätzlich das Schlüsselbein gebrochen und wird erst nach den Sommerferien wieder auf die Matte kommen können. Und auch Kevin B. hatte sich im Vorfeld leider verletzt und konnte somit nicht starten. Wir wünschen beiden weiterhin gute Besserung. Und so waren Finn R. im ersten Waageblock und Jolie L. im letzten Waageblock die heutigen Hoffnungsträger.

Und sie machten ihre Sache wieder sehr gut, darf man doch nicht vergessen, dass die Nordrheinmeisterschaften die höchste Ebene der U13 Altersklasse und schon fast auf Landesniveau sind. Alleine schon dabei zu sein, ist eine tolle Leistung. Aber es kam ja noch viel besser.

Finn ging in seiner Gewichtsklasse bis 37 kg als erster Kämpfer für den VfR an den Start. Er traf in seinem 16er Pool leider gleich in der ersten Runde auf den Bezirksmeister des Bezirks Köln, ein starker Kämpfer, der später zweiter werden sollte und dem Finn sich nach heftiger Gegenwehr doch geschlagen geben musste. Das war nicht ganz der erhoffte Auftakt nach Maß, aber was soll es und ab in die Trostrunde. Dort traf Finn auf einen Nachrücker aus Dormagen, mit dem er sich über die volle Kampfzeit einen ausgeglichenen Kampf bot. Hatte sein Gegner vielleicht zu Beginn mehr vom Kampf, so konnte Finn in der zweiten Kampfhälfte definitiv den besseren Eindruck abliefern. Und so kam, dass Finn im notwendigen Kampfrichterentscheid von den Kampfrichtern zum Sieger erklärt wurde. Das kann man gut vertreten, nehmen wir so hin und beschweren uns nicht darüber ;-) Im nächsten Kampf in der Trostrunde stieß Finn auf einen alten Bekannten aus Meerbusch, die sich beide auf den Bezirksmeisterschaften den 3.Platz teilten. Doch heute fand Finn nicht so richtig ein geeignetes Mittel gegen ihn und musste sich kurz vor Ende mit einer Wertung für seinen Gegner geschlagen geben. Dennoch erreichte Finn somit am Ende einen beachtlichen 9. Platz.

Da die Waageblöcke zwei und drei aus o.g. Gründen ja leider nicht besetzt waren, hatten wir nun etwas Zeit, bis Jolie im letzten Block für uns auf die Matte ging. In der Gewichtsklasse bis 48 kg trat sie ebenfalls in einem 16er Pool an, hatte aber das Glück, gleich mit einem Freilos starten zu dürfen. In ihrem ersten Kampf in Runde zwei traf sie auf die Drittplatzierte aus dem Bezirk Köln aus Bonn, die ihr aber nicht lange Widerstand leisten konnte und Jolie somit eine Runde weiter war. Dort traf sie auf die Zweitplatzierte des Bezirkes Köln aus Hückelhoven. Im Stand waren die beiden nahezu gleich stark, aber Jolie nutzte eine Unaufmerksamkeit ihrer Gegnerin im Boden und nahm sie in den Haltegriff, aus dem es über die benötigten 20 Sekunden kein Entrinnen mehr gab, obwohl ihre Gegnerin sehr aktiv war und die ganze Zeit eine Beinklammer zur Befreiung versuchte, damit aber bei Jolie nicht durch kam. Und so stand Jolie erneut in einem Finale, wo sie auf die Nummer 1 des Bezirkes Köln aus Pulheim traf. Ihre sehr routinierte Gegnerin hatte heute das Glück auf ihrer Seite und kam nach langem Gleichstand mit ihrem Griff durch und konnte Jolie werfen. Somit hatte Jolie den hervorragenden 2. Platz erreicht. Und obwohl eine Silbermedaille auf so hohem Niveau eine tolle Leistung ist, war Jolie anfangs doch recht unglücklich. Hatte ihre Gegnerin ihr doch ihre einzigartige Serie beendet, denn Jolie war bis dahin dieses Jahr auf offiziellen Turnieren ungeschlagen und hatte bei all ihren fünf Starts auch jeweils die Goldmedaille gewinnen können. Wahnsinn! Aber wie eingangs schon gesagt, auf diesem Level ist dabei sein schon super und dann auch noch Silber in so einem Starterfeld, da braucht man sich wahrlich nicht verstecken.

Claus Clüsserath, der Trainer der beiden, der als Betreuer mit vor Ort war, konnte zu recht sehr stolz auf seine beiden Schützlinge und sehr zufrieden mit den gezeigten Leistungen sein. Weiter so!

Beide wurden aufgrund der konstant guten Ergebnisse der letzten Wochen von der Kreisjugendleitung bzw. den Bezirkstrainern in Auswahlmannschaften berufen und so startet Finn am 11.6. in der U15 bei den Jungs beim NRW Pokal und Jolie ist eine Woche später am 18.6. in der U13 weiblich beim Nordrhein Cup für den Kader nominiert. Wir dürfen gespannt sein!

Wenn man übrigens etwas aufzählen möchte, was in Swisttal nicht ganz dem hohen Level angemessen war, so könnte man die Medaillen nennen. Es kam vor, dass in diversen Gewichtsklassen ein Mix von verschiedenen Medaillentypen vergeben wurde und zudem fehlte vielen auch das übliche Judosymbol. Ein Großteil der Medaillen hätte als z.B. auch beim Rudern, Schach oder Minigolf vergeben werden können.

Minigolf ist dann auch noch das letzte Stichwort, auf das wir eingehen wollen: Jolie hatte sich am Tag vor dem Turnier verletzt, da sie – natürlich unbeabsichtigter Weise - beim Minigolfspielen den Schläger einer Mitspielerin ausgerechnet am letzten Loch mit Volldampf auf den Hinterkopf geschlagen bekam. So zierte eine ansehnliche und sehr druckempfindliche schmerzhafte Beule ihren Hinterkopf, doch abgesehen von einer sicherlich unangenehmen Berührung im Boden im ersten Kampf, hatte sie sonst zum Glück keine spürbaren Beeinträchtigungen.

Sehr positiv ist übrigens auch wieder der beim Judo herrschende freundschaftliche Umgang der Judoka miteinander aufgefallen. Da freut man sich mit den Erfolgen der anderen Starter, klönt mit seinen Gegnern und findet nach dem Kampf auch aufmunternde Worte für den Verlierer, ganz so, wie es gem. der Judowerte auch sein soll und vollkommen egal, von welchem Verein der andere ist. Es ist schon ein einzigartiger Sport!

Beste Grüße

Das Judoteam

« zurück