Inklusion – seit etwa einem Jahr ist dieses Thema in aller Munde. Die Speedskater und Radsportler des VfR Büttgen sind schon mehrere Schritte weiter. Bei ihnen ist Inklusion quasi in den Beinen angekommen – sprich: sie praktizieren Inklusion seit Jahren erfolgreich. Anzuschauen jeden Montag und Dienstag beim Training in der Radsporthalle in Büttgen.
„Montags morgens treiben hier zwölf bis fünfzehn Kinder zwischen sieben und elf Jahren mit und ohne Behinderung gemeinsam Sport“, berichtet Radsport-Trainer Edi Winkler. Gleichgewichtsübungen, Balancieren und ähnliches stehen zunächst auf dem Programm. Nicht selten sind die Kinder mit Behinderung dabei den Kindern ohne Handicap überlegen. Dann geht es schließlich auf die Tandems und mit ihnen auf die Bahn, wo insbesondere der unglaubliche Ehrgeiz der Kinder mit Behinderung alle zu sportlichen Höchstleistungen antreibe. „Als Trainer von zig Jugendmannschaften weiß ich, dass dieser Wille und dieses Lust am Sport längst nicht üblich sind“, lobt Winkler. Und diesem Willen ist es auch zu verdanken, dass es viele der behinderten Radsportler geschafft haben, vom Tandem erst auf ein Laufrad und dann auf ein echtes Rennrad umzusteigen.
Auch Frank Weber, Trainer bei den Speedskatern des VfR Büttgen, ist von diesem Enthusiasmus, den sein Schützling jede Woche zeigt, begeistert. Christian, heißt dieser Schützling. Er ist 22 Jahre alt und ein sehr erfolgreicher Sportler. Bei den nationalen Special Olympics in Düsseldorf hat er 2014 auf den Sprintdistanzen sowie bei einer sogenannten Unified Staffel mit seinem Trainer Frank Weber einen kompletten Medaillensatz mit nach Hause gebracht. Dank dieser Leistung wurde der 22-Jährige mit Down-Syndrom nun von den national Verantwortlichen für die Weltspiele der Special Olympics 2015 in Los Angeles nominiert. Die Antwort auf die Frage, wofür er jeden Dienstag eineinhalb Stunden trainiert, lautet daher momentan natürlich „Für L.A.“
Beide, Trainer wie Sportler, werden nicht müde, das freudig zu erzählen. Auch wenn Weber beim Wettkampf nicht dabei sein kann. Er ist aber sicher, dass Christian auch ohne seine Unterstützung alles geben wird. „Speedskating macht Christian einfach unheimlich gerne“, erzählt er. Dieser Spaß am Skaten war es auch, der die beiden letztlich zusammengebracht hatte. „Christian hatte in einer Gruppe mit 20 Leuten in einer Turnhalle trainiert und war dabei nicht mehr genügend gefordert, also hatte er keine Lust mehr hinzugehen“, berichtet Weber. Wenn, dann wollte er richtig fahren. Christians Mutter machte sich darauf auf die Suche nach anderen Trainingsmöglichkeiten und wurde beim VfR fündig. Weber hatte anfangs allerdings durchaus Bedenken, wie das Training mit einem Sportler mit Behinderung funktionieren werde. Doch diese verflogen fast sofort, als er Christian kennen lernte. „Inzwischen glaube ich sogar, dass sich Inklusion im Sport wahrscheinlich leichter verwirklichen lässt als in der Schule“, sagt er.
Damit dass auch bei den Speedskatern noch besser gelingt, hofft Weber, dass sich noch mehrere Skater mit Handicap beim VfR melden und gemeinsam mit den Skatern ohne Behinderung eine Hobbymannschaft zusammenkommt. Der Spaß am Skaten ohne richtig Tempo zu machen, soll dabei im Vordergrund stehen. Und dass es Spaß machen wird, davon ist Weber überzeugt. „Von Sportlern mit Behinderung bekommt man viel mehr zurück als von einer vermeintlich „normalen“ Sportgruppe“, weiß er inzwischen.
Die Radsportler sehen es ebenso und berichten begeistert vom Tandemtag auf Gut Gnadental, für den Hans-Peter Nilges vom VfR Büttgen sich seit Jahren engagiert. Ebenso vom alljährlichen Tandemfahren beim Radrennen am 1. Mai in Büttgen und zahlreichen anderen Veranstaltungen und Radsport-Events für Menschen mit und ohne Behinderung, für die nicht zuletzt auch Olympiasieger Udo Hempel stets im Einsatz ist. Für sie ist klar: Wettkämpfe und Training belegen immer wieder, das Inklusion im Sport wichtig, richtig und eigentlich ganz einfach umzusetzen ist. Was dabei möglich ist, wo Schwierigkeiten lauern und wovor andere Vereine sowie die Sportler keinerlei Sorge haben müssen, das will der VfR Büttgen im Rahmen einer Veranstaltung zur Ehrung der Deutschen Meister 2014 und der erfolgreichen Behindertensportler 2014 des Vereins präsentieren und diskutieren. Das ganze findet im März im Rathaus in Kaarst statt.